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Reichlich arm

Du hast gut lachen in deinen schicken Stiefeln. Dir geht es gut in deinen warmen, noblen Klamotten. Doch setz dich mal zu uns. Hier unten auf den ausgetretenen Stufen aus Beton. Spüre, wie die Kälte langsam in deinen Körper kriecht und von ihm Besitz ergreift. Richte den Blick aufwärts und schaue in die Gesichter, die dich verächtlich anstarren. Halte den Pappbecher hoch, damit ein paar Cent hineingesteckt werden können, von den Wenigen, die Mitleid haben.


Setz dich zu uns, aber nicht ohne vorher deine Klamotten gegen welche aus der Bahnhofsmission zu tauschen. Überwinde deinen Ekel und hilf uns bei der Suche nach essbarem in den Mülltonnen hinter dem Supermarkt. Fingere auch jede Pfandflasche aus dem Unrat, von uns aus, mit spitzen Fingern. Sprich fremde Leute im Bahnhof an und frage sie nach Geld für eine Fahrkarte. Lass dich vertreiben von den Männern in Uniform, von deiner warmen Bank in der U-Bahnstation.


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Es ist schon mehr als verwunderlich. Es ist einfach nicht normal, irgendwie vom anderen Stern und ein Fehler in der Matrix. Da laufen elf Jungs, die gerade einmal der Pubertät entsprungen sind, auf dem Platz herum und haben die Aufgabe ein rundes Leder, möglichst geschickt im Tor der gegnerischen Mannschaft zu platzieren. Wichtig ist den Kickern dabei, dass die atemberaubende Frisur, die man selbst beim Nobelfriseur nur unter der Hand bekommt, auch nach und während der sportlichen Betätigung noch gut liegt. Damit die Frisur wirklich so bleibt, wird vor dem Spiel ein Gemisch aus Haarspray, Haarwachs, Haargel und eine geheime Substanz zusammengemischt und ins Haupthaar einmassiert. Die Herstellung und Zusammensetzung dieser Tinktur ist äußerst schwierig und wird ausschließlich in einem der vielen Fußballinternate geleert. Weitergehend ist es wichtig, dass der durchtrainierte Körper des Sportlers an diversen Stellen mit Tattoos versehen ist, denn nur so ist es dem Balltreter möglich auch in den sozialen Netzwerken ein gutes Bild abzugeben und die Zahl, seiner unterbelichteten Follower, über die Demarkationslinie zu manövrieren.


Interessant ist, dass der Fußball auch in Sachen Bezahlung völlig anderes umgeht als jedes andere Unternehmen in der freien Marktwirtschaft. Hier bekommt nämlich der Chef der Truppe, also der Trainer, nur ein Bruchteil dessen was der kleine Arbeitnehmer an der Bälle-Front verdient. Adaptiert auf ein kleines mittelständisches Unternehmen, sagen wir mal in der Metallindustrie, würde das bedeuten, das montagmorgens der Dreher, der Schlosser und all die anderen Schergen mit ihren Porsches und Ferraris auf den Firmenparkplatz brausen und ihre Nobelkarossen auf die reservierten Parkplätze bugsieren und der Chef in einem zehn Jahre alten Opel Corsa auf das Gelände rollt. Diesen stellt er dann auf einen der hinteren Plätze, des Firmengeländes, weit weg vom Eingang der Ballerbude, unter einem der Bäume, dort wo einem immer die Vögel auf die Karre scheißen und schleicht mit gesenktem Blick ins Gebäude...


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