Link-Einträge mit dem Tag „Bier“

Bald ist die Woche schon wieder vorbei und das Wochenende steht direkt vor der hölzernen, vom Portas-Mann aufgemöbelten, Haustür. Die Frau hat daheim, in der überheizten, warmen Kaschemme nicht nur gestrickt und gehäkelt, sondern auch einen Einkaufszettel geschrieben. Das macht sie immer am Freitagabend der Vorwoche und hat dabei nicht nur die einzelnen Tage, und die Gerichte, die an diesen gekocht werden sollen im Blick, sondern auch das Budget, das ihr vom angetrauten Göttergatten dafür zur Verfügung gestellt wird. Penibel und hoch konzentriert reiht sie zuerst, um den Überblick zu behalten, alle Wochentage der kommenden Woche in Spalten und ordnet die Gerichte in den darunter liegenden Zeilen an. Hat sie diese Aufgabe zu ihrer eigenen Zufriedenheit erledigt, kann sie auch schon mit der eigentlichen Liste, der am Samstag zu besorgenden Utensilien und Fressalien, beginnen.


Wie immer wird die Liste lang und die Dame des Hauses braucht einige Zeit dafür. Zwischendurch schiebt sie ihre Lesebrille immer mal wieder auf die Stirn, um keine der Handlungen der Silhouette des Bergdoktors, die über die riesige, an der Wand montierte Mattscheibe flimmert zu verpassen und stopft sich dabei einen Schoko-Brownie in den Mund. Gerne wäre sie auch mit so einen tollen, charmanten und erfolgreichen Mann verheiratet, der ihr die Welt zu Füßen legen würde. Doch ein Blick auf die Couch gegenüber, wo ihr eigener Mann gerade eben, nach dem dritten Bier im Sitzen eingeschlafen ist, holt sie abrupt auf den Boden der Tatsachen zurück. Ein bisschen angeekelt stellt sie dabei fest, dass ein dünner Speichelfaden im Winkel, seines mit Oberlippenbart verzierten, Mundes hängt und dieser nun geräuschlos auf die aus Polyesterfasern bestehende, moosgrüne Strickjacke tropft...



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Spielplatzgeschichte

Der Junge ist vierzehn und das Mädchen dreizehn. Für beide ist heute ein ganz besonderer Tag. Sie habe sich verabredet, auf dem Schulhof, im Beisein ihrer grinsenden Schulkameraden. Die beiden haben ein Date ausgemacht und es ist ihnen egal, was die anderen darüber denken. Beide sind sich bewusst darüber, dass sie langsam aber sicher erwachsen werden – sie spüren es ohne Umstände in ihrem Innersten – und wollen sich dementsprechend selbstbewusst, gegenüber den Kids verhalten.

Ausgemacht wurde, dass sich beide in der hiesigen Billard-Kneipe treffen und ganz ungezwungen eine Partie spielen. Dass der Wirt der eher schäbigen Kaschemme nicht so sehr auf das Alter seiner Gäste achtet, ist allseits bekannt.


Beide erreichen wenige Minuten nach 17 Uhr, wie verabredet, die Pinte, lächeln sich kurz verlegen an und durchschreiten sodann die schwere, hölzerne Tür. Das Bernie schon fast eine Stunde hier in der Gegend umherstreicht und immer wieder die Tür der Kneipe, aus sicherer Entfernung, in Augenschein genommen hat, wird sein Geheimnis bleiben. Zielgerichtet durchqueren die beiden Teenager den düsteren Raum, nicken kurz dem Wirt, der sich hinter dem Tresen verschanzt hat, zu und erreichen ihr angesteuertes Ziel, den Billardtisch, zügig. Der Tisch ist frei und die gesamte Kneipe noch leer. Erst vor ein paar Minuten hat der Laden aufgemacht und der Kneipier wird sich noch ein wenig gedulden müssen, bis die wenigen Stammkunden seines Etablissements den Schankraum bevölkern. Er hat also Zeit, für die beiden Turteltauben, die sich am Billardtisch ihrer Jacken entledigen und sich anschicken eine Mark in das Gerät zu schmeißen...


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Neulich war es laut. Neulich war es blutig. Neulich war ich auf Hundertachtzig. Alkohol macht frei, macht enthemmt und macht unbedeutend. Eine mickrige, armselige Figur, die den Mund aufreißt und mit Schimpfwörtern um sich schmeißt. Alles gequirlte Kacke. Für einen nüchternen Menschen nicht zu begreifen und kaum zu ertragen. Ein Treffen mit alten Freunden. Alles Familienväter, die von ihren Frauen Ausgang bekommen haben. Das Bier fließt in Strömen. Fußball läuft. Dortmund gewinnt. Hier ein Schnaps da ein Bier. Herrengedeck. Alle sind redselig, ja freizügig in ihren Äußerungen. Gespräche über Familie und Beruf. Schimpfen über die Firma und Kritik am Handeln der Frau.


Immer wieder herausgehen zum Rauchen. Draußen mit anderen Rauchern über das Spiel diskutieren. Zu viele Chancen vergeben, trotzdem gewonnen. Die Meisterschaft ist noch weit weg, aber immer möglich. Kneipe wechseln. Durch die nächtliche Stadt irren und im schummrigen Licht am Baum urinieren. Die anderen sind schon weit voraus. Keiner wartet. Schnell pinkeln und laufen um die anderen nicht aus dem Blick zu verlieren. Ein paar Tropfen des warmen Urins landen in der Unterhose...


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Parkplatz-Rodeo

Endlich hat die Glocke geklingelt und die Schicht ist vorbei. Bei uns in der Firma gibt es tatsächlich noch ein akustisches Signal, das das Ende der einen Schicht und den Start der nachfolgenden signalisiert. Das Ganze erinnert mich irgendwie immer an den Zweiten Weltkrieg. Keine Ahnung wieso das so ist. Ich denke nur immer das die Arbeiter, damals bei Krupp oder Thyssen auch so ein Signal zu hören bekamen, wenn sie für diesen einen Tag genug Bomben produziert hatten. Hat aber sicherlich noch was länger gedauert, bis der so befreiende Ton, seinerzeit ertönte.


Wie dem auch sei. Ich habe Feierabend und nicht nur das, sondern Wochenende. Genial. Heute Abend erwarte ich ein paar Freunde in meiner kleinen Butze. Wir haben uns vorgenommen ein paar Pizzen, erst in den Ofen und dann in unsere Münder zu schieben, ein paar Jägermeister in den Schlund zu kippen und das Ganze mit diversen Bieren herunterzuspülen und dabei zu pokern. Doch wie es der Teufel will, ist nicht nur das Gefrierfach meines Kühlschranks zur Gänze geleert, sondern auch Bier und Schnaps sind nicht im Haus. Was für eine Tragödie...


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Der Agenturkunde

Auch ich gehöre zu der Truppe, die beim Arbeitsamt diverse Formulare ausgefüllt hat, damit die Versicherung, für die man jahrelang eingezahlt hat, auch greift. Agentur für Arbeit schimpft sich die Behörde heute, wurde ich belehrt als ich das erste Mal durch die Drehtüren ging, die Heiligen Hallen betrat und mich nach endloser Wartezeit, in einer Schlange, die der im Freizeitpark vor der beliebtesten Achterbahn glich, vor einer Dame wiederfand, die sich mit ihrer Arbeit bei der Agentur mehr als identifizierte.


Ich hatte erst vor ein paar Stunden die Kündigung von meinem Chef, der mich nie so richtig lieben lernen konnte, in die Hand gedrückt bekommen und von der Personalchefin für den Rest des Tages freibekommen, damit ich mich persönlich beim Arbeitsamt, arbeitssuchend melden konnte. Wie nett von der Dame mit dem Pferdearsch, den ich immer wieder bestaunte, wenn sie wieder einmal mit enormem Tempo an meiner Schreibtisch-Bucht vorbeisauste und meinen immer höher werdenden Stapel an Arbeit bedenklich zum Wanken brachte. Im Übrigen benutze auch sie, als eine Frau die es besser wissen müsste, den anscheinend falschen Terminus technicus: Arbeitsamt...


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Fett und feist ist der Mann aus dem Ruhrpott geworden. Noch mehr Gewicht auf den Hüften als damals. Auch als Teenager war er schon übergewichtig. Nun ist er dazu auch noch alt geworden. Macht die Sache nicht besser, wie er findet. Falsches Essen und dazu die leckeren Bierchen, jeden Tag. Auch Falten hat er im Gesicht bekommen und dunkle Ringe unter den Augen. Macht nicht mehr viel her, der Mann Anfang vierzig. Ist immer alleine geblieben. Hat nie eine Frau gefunden, aber auch nicht wirklich danach gesucht. Nun ist der Zug abgefahren, denkt er und setzt widerwillig und ein wenig melancholisch, den Flaschenhals an die Lippen und nippt an seinem ersten Bier heute.


Damals, als junger Mann ging das alles. Da war er noch nicht ausgeschlossen. Zu jener Zeit war er Teil einer großen Clique, wie man damals sagte, und ging jedes Wochenende mit den Jungs in den Club, oder in die Kneipe und feierte. Doch irgendetwas hatten seine Kumpels anders gemacht. Sie hatten dann und wann mal ein Date und sich dann für kurze Zeit abgesondert von der Truppe, um mit der holden Weiblichkeit in Kontakt zu kommen. Mal ein One-Night-Stand und mal etwas Längeres...


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Leben ohne Charme

Es ist gerade mal halb acht. Bei mir im Schlafzimmer sind die Rollos noch unten und es ist dunkel. Mitten in der Nacht, könnte man meinen, wenn da draußen, direkt vor meinem Schlafzimmerfenster, nicht so ein Radau herrschen würde. Ich persönlich habe keine Ahnung was da los ist und mich würde es auch nur peripher tangieren, wenn ich doch nur wieder einschlafen könnte. Aber selbst das über den Kopf gezogene Kopfkissen bringt nicht den erwünschten Lautlos-Effekt.


Es hilft wohl nichts. Ich werde hinaus müssen, aus den Federn und mir einen anderen, friedlicheren Ort suchen, um meinen Rausch auszuschlafen. Gestern habe ich mir ein paar leckere, eiskalte Bierchen in den Hals geschüttet und dabei nicht so genau auf die Uhr geschaut. Eigentlich wie jedem Abend, nur gestern waren auch noch einige Kurze dabei. Ein Geschenk von meiner Ex-Frau zu meinem 52. Geburtstag. Ein Doppelkorn aus dem Discounter, für knapp fünf Euro. Nett von ihr. „Der Wille zählt“, oder wie lautet diese beschissene Weisheit?...


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Im Freibad

Alter, was scheint die Sonne heute. Nicht mir aus dem Arsch, sondern direkt aus dem Himmel. Keine Wolke, ach was sag ich, nicht mal ein kleines Feder-Wölkchen trübt den azurblauen Himmel. Hat bestimmt 32 Grad da draußen, da führt doch kein Weg dran vorbei, seine Haut irgendwo oder irgendwie mit Wasser zu benetzen. Zeit seine Freizeit zu genießen, ins Freibad zu gehen, sich die wärmenden Strahlen direkt auf den fetten Balg scheinen zu lassen und danach ins kühle Nass zu springen.


Gesagt getan. Rein ins Auto und auf kürzestem Wege direkt zum Freiluft-Bad um sich einzureihen, in die Schlange die sich vor dem winzigen Kassenhäuschen gebildet hat. Drinnen sitzt eine alte Dame, so um die 70, die so schlecht sieht, dass sie jeden einzelnen Geldschein, mit der Lupe auf Wertigkeit und Echtheit überprüfen muss. Der Automat der durchaus das Potenzial hätte, die Situation zu entschärfen, ist defekt und das nicht seit gestern, sondern seit letztem Jahr, so um diese Jahreszeit...


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Nichts ist schöner als die Sommerabende auf dem eigenen Balkon, unter dem Sonnenschirm mit einer kühlen Maurerbrause in der Hand zu verbringen und den Tag ausklingen zu lassen. Ein unverbauter Blick auf einen zehn Meter breiten Wiesenstreifen, mit einer großen alten Birke, die Häuserwand des Nachbarhauses und deren Mülltonnen davor, lässt einem die trüben Gedanken, an die hassenswerte Maloche, am dritten Tag des absolut verdienten Urlaubs, endgültig vergessen. Wenn dann noch drei bis fünf von den dicken, billigen Bratwürstchen und den leckeren abgepackten Nudelsalat, im Plastikeimer, aus dem hiesigen Discounter von der Dame des Hauses kredenzt werden, ist das Leben wieder in Ordnung.


Damit der herzhafte Fraß noch besser mundet, wird nach jedem Bissen eilig ein riesiger Schluck des Bieres, aus der Plastikflasche, in den Hals geschüttet und danach ein donnernder Rülpser in die Abendluft entlassen. Ist der Mann endlich, nach dem dritten Teller, gesättigt wird geschwind der Gürtel und der Knopf der abgewetzten, gammeligen Jeanshose geöffnet, damit noch ein paar Bier in Schlund gekippt werden können. Dabei raucht er, wie immer, eine Roth-Händle ohne Filter, verweilt regungslos in dem gepolsterten Kunststoffstuhl, und richtet seinen trüben, glasigen Blick auf die Mülltonen des Hauses gegenüber...


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Es ist schon mehr als verwunderlich. Es ist einfach nicht normal, irgendwie vom anderen Stern und ein Fehler in der Matrix. Da laufen elf Jungs, die gerade einmal der Pubertät entsprungen sind, auf dem Platz herum und haben die Aufgabe ein rundes Leder, möglichst geschickt im Tor der gegnerischen Mannschaft zu platzieren. Wichtig ist den Kickern dabei, dass die atemberaubende Frisur, die man selbst beim Nobelfriseur nur unter der Hand bekommt, auch nach und während der sportlichen Betätigung noch gut liegt. Damit die Frisur wirklich so bleibt, wird vor dem Spiel ein Gemisch aus Haarspray, Haarwachs, Haargel und eine geheime Substanz zusammengemischt und ins Haupthaar einmassiert. Die Herstellung und Zusammensetzung dieser Tinktur ist äußerst schwierig und wird ausschließlich in einem der vielen Fußballinternate geleert. Weitergehend ist es wichtig, dass der durchtrainierte Körper des Sportlers an diversen Stellen mit Tattoos versehen ist, denn nur so ist es dem Balltreter möglich auch in den sozialen Netzwerken ein gutes Bild abzugeben und die Zahl, seiner unterbelichteten Follower, über die Demarkationslinie zu manövrieren.


Interessant ist, dass der Fußball auch in Sachen Bezahlung völlig anderes umgeht als jedes andere Unternehmen in der freien Marktwirtschaft. Hier bekommt nämlich der Chef der Truppe, also der Trainer, nur ein Bruchteil dessen was der kleine Arbeitnehmer an der Bälle-Front verdient. Adaptiert auf ein kleines mittelständisches Unternehmen, sagen wir mal in der Metallindustrie, würde das bedeuten, das montagmorgens der Dreher, der Schlosser und all die anderen Schergen mit ihren Porsches und Ferraris auf den Firmenparkplatz brausen und ihre Nobelkarossen auf die reservierten Parkplätze bugsieren und der Chef in einem zehn Jahre alten Opel Corsa auf das Gelände rollt. Diesen stellt er dann auf einen der hinteren Plätze, des Firmengeländes, weit weg vom Eingang der Ballerbude, unter einem der Bäume, dort wo einem immer die Vögel auf die Karre scheißen und schleicht mit gesenktem Blick ins Gebäude...


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