Link-Einträge mit dem Tag „Dreck“

Reichlich arm

Du hast gut lachen in deinen schicken Stiefeln. Dir geht es gut in deinen warmen, noblen Klamotten. Doch setz dich mal zu uns. Hier unten auf den ausgetretenen Stufen aus Beton. Spüre, wie die Kälte langsam in deinen Körper kriecht und von ihm Besitz ergreift. Richte den Blick aufwärts und schaue in die Gesichter, die dich verächtlich anstarren. Halte den Pappbecher hoch, damit ein paar Cent hineingesteckt werden können, von den Wenigen, die Mitleid haben.


Setz dich zu uns, aber nicht ohne vorher deine Klamotten gegen welche aus der Bahnhofsmission zu tauschen. Überwinde deinen Ekel und hilf uns bei der Suche nach essbarem in den Mülltonnen hinter dem Supermarkt. Fingere auch jede Pfandflasche aus dem Unrat, von uns aus, mit spitzen Fingern. Sprich fremde Leute im Bahnhof an und frage sie nach Geld für eine Fahrkarte. Lass dich vertreiben von den Männern in Uniform, von deiner warmen Bank in der U-Bahnstation.


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Sei kein Frosch und öffne die Tür. Lass es einfach geschehen, greife zum Griff und ziehe kräftig daran. Mit einem leisen Zischen öffnet sich die Tür, vorerst einen kleinen Spalt. Gase entweichen und bringen dich um den Verstand. Der Gestank ist schon jetzt ekelerregend und aufdringlich. Wie am Faden gezogen, greift deine rechte Hand zum Revers deines Pullovers und zieht ihn hoch, bis über deine roten Lippen und deine wohlgeformte Stupsnase, auf die du so stolz bist.


Nur deine obere Gesichtspartie, mit den großen, braunen wachsamen Augen ist noch zu sehen. Sie verfolgen deine Hand, wie sie ihre Aufgabe weiter verrichtet und die Tür zur Gänze öffnet. Automatisch erwacht die kleine Lampe, im Inneren des Schrankes, zum Leben und beleuchtet den farbenfrohen Inhalt. Deine Augen huschen über blau-grünliche Schimmelsporen, gräulich-schwarze Stücke die mal Schnitzel oder Steaks waren und weißen Schimmelpilz im Marmeladenglas, der den Deckel aufdrücken möchte...


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Spritzkabine

Nicht immer, im Leben, fällt es leicht Ruhe zu bewahren. Besonders dann, wenn einem der Schweiß in Strömen über das Gesicht läuft, man schon das fünfte Mal frustriert in die Furzkuhle des Fahrersitzes gebläht hat, die Olle vor einem, konstant, einen halben Kilometer Abstand zu dem Wagen vor ihr hält und rechts und links neben einem kein Platz zum Überholen ist. Wie gerne würde man nun das imaginäre Martinshorn einschalten und dem Püppchen im quietschgelben Fiat Punto, mit den hochtoupierten Haaren und der überschminkten Hackfresse, die man mit Blaulicht und Sirene, irgendwie, an den Seitenstreifen bugsiert hat, mal richtig die Leviten lesen. Doch leider ist man gefangen im wahren Leben, das keine Möglichkeit bietet die Sterne auf der Schulter, die Knarre im Halfter und die nötigen Papiere, die einem zum Kommissar, oder zumindest Polizeimeister, machen heraufzubeschwören. Man befindet sich im Stau. Mal wieder. Kommt einem irgendwie bekannt vor...


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