Einkaufen mit Frau im Schlepptau

Bald ist die Woche schon wieder vorbei und das Wochenende steht direkt vor der hölzernen, vom Portas-Mann aufgemöbelten, Haustür. Die Frau hat daheim, in der überheizten, warmen Kaschemme nicht nur gestrickt und gehäkelt, sondern auch einen Einkaufszettel geschrieben. Das macht sie immer am Freitagabend der Vorwoche und hat dabei nicht nur die einzelnen Tage, und die Gerichte, die an diesen gekocht werden sollen im Blick, sondern auch das Budget, das ihr vom angetrauten Göttergatten dafür zur Verfügung gestellt wird. Penibel und hoch konzentriert reiht sie zuerst, um den Überblick zu behalten, alle Wochentage der kommenden Woche in Spalten und ordnet die Gerichte in den darunter liegenden Zeilen an. Hat sie diese Aufgabe zu ihrer eigenen Zufriedenheit erledigt, kann sie auch schon mit der eigentlichen Liste, der am Samstag zu besorgenden Utensilien und Fressalien, beginnen.


Wie immer wird die Liste lang und die Dame des Hauses braucht einige Zeit dafür. Zwischendurch schiebt sie ihre Lesebrille immer mal wieder auf die Stirn, um keine der Handlungen der Silhouette des Bergdoktors, die über die riesige, an der Wand montierte Mattscheibe flimmert zu verpassen und stopft sich dabei einen Schoko-Brownie in den Mund. Gerne wäre sie auch mit so einen tollen, charmanten und erfolgreichen Mann verheiratet, der ihr die Welt zu Füßen legen würde. Doch ein Blick auf die Couch gegenüber, wo ihr eigener Mann gerade eben, nach dem dritten Bier im Sitzen eingeschlafen ist, holt sie abrupt auf den Boden der Tatsachen zurück. Ein bisschen angeekelt stellt sie dabei fest, dass ein dünner Speichelfaden im Winkel, seines mit Oberlippenbart verzierten, Mundes hängt und dieser nun geräuschlos auf die aus Polyesterfasern bestehende, moosgrüne Strickjacke tropft...



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