Link-Einträge mit dem Tag „Liebe“

Spielplatzgeschichte

Der Junge ist vierzehn und das Mädchen dreizehn. Für beide ist heute ein ganz besonderer Tag. Sie habe sich verabredet, auf dem Schulhof, im Beisein ihrer grinsenden Schulkameraden. Die beiden haben ein Date ausgemacht und es ist ihnen egal, was die anderen darüber denken. Beide sind sich bewusst darüber, dass sie langsam aber sicher erwachsen werden – sie spüren es ohne Umstände in ihrem Innersten – und wollen sich dementsprechend selbstbewusst, gegenüber den Kids verhalten.

Ausgemacht wurde, dass sich beide in der hiesigen Billard-Kneipe treffen und ganz ungezwungen eine Partie spielen. Dass der Wirt der eher schäbigen Kaschemme nicht so sehr auf das Alter seiner Gäste achtet, ist allseits bekannt.


Beide erreichen wenige Minuten nach 17 Uhr, wie verabredet, die Pinte, lächeln sich kurz verlegen an und durchschreiten sodann die schwere, hölzerne Tür. Das Bernie schon fast eine Stunde hier in der Gegend umherstreicht und immer wieder die Tür der Kneipe, aus sicherer Entfernung, in Augenschein genommen hat, wird sein Geheimnis bleiben. Zielgerichtet durchqueren die beiden Teenager den düsteren Raum, nicken kurz dem Wirt, der sich hinter dem Tresen verschanzt hat, zu und erreichen ihr angesteuertes Ziel, den Billardtisch, zügig. Der Tisch ist frei und die gesamte Kneipe noch leer. Erst vor ein paar Minuten hat der Laden aufgemacht und der Kneipier wird sich noch ein wenig gedulden müssen, bis die wenigen Stammkunden seines Etablissements den Schankraum bevölkern. Er hat also Zeit, für die beiden Turteltauben, die sich am Billardtisch ihrer Jacken entledigen und sich anschicken eine Mark in das Gerät zu schmeißen...


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Heute spucke ich mal ein paar Worte aus. Rotze sie einfach auf den glänzenden, metallischen Boden des Autoscooter. Ich bin einer von den Männern die zum Mitreisen gesucht und gefunden wurden. Ich bin es, der die billigsten Klamotten trägt, die er finden kann. Ich bin es, der immer eine Cap auf dem Kopf trägt, um seine strähnigen, ungewaschenen Haare darunter zu verstecken. Ich bin es, der keine richtige Heimat und keine richtige Familie hat. Alle unter dem Torf, von der Sippe.


Pennen tue ich im altersschwachen Wohnwagen, mit drei anderen schäbigen Gesellen. Sie sind meine Kollegen, meine Freunde und irgendwie auch meine Familie. Man könnte Mitleid mit mir haben, wenn da nicht der Schlüssel wäre, der mit einer Kette an meiner gammeligen Jeans befestigt ist. Den Schlüssel schiebe ich immer wieder in die elektrifizierten Seifenkisten und bin sodann der Held des Abends. Geschickt steuere ich das alleingelassene Gefährt im Stehen durch die anderen, weiche ansehnlich den bereits besetzen aus, lächele den weiblichen Teenagern zu und zeige meinen Kontrahenten den imaginären Stinkefinger...


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Ich wusste es schon morgens. Ich spürte es, sobald ich den ersten, nackten Fuß auf den billigen Laminatboden gesetzt hatte. Es war ein Tag, an den man sich später, wenn man sein Leben subsumiert, erinnern wird. Heute kann ich gar nicht mehr genau sagen, warum ich damals schon morgens spürte, dass mir an diesem einen, wegweisendem Tag, so viel Elendes und doch wunderbares passieren würde.


Eigentlich war alles wie immer. Ich bin aufgewacht in meinem kleinen, unaufgeräumten Zimmer, hatte eine Morgenlatte und stolperte nacktem Fußes aus dem Bett. Ich musste zur Schule, war schon spät dran und meine Hausaufgaben schlummerten noch unangetastet im zerfledderten Rucksack. Doch die Aufgaben bereiteten mir keine Sorge. Mehr hatte ich Angst davor, den weiten Weg zu Fuß bestreiten zu müssen, wenn ich es nicht rechtzeitig in den völlig überfüllten Bus schaffte, der hier am Arsch der Welt, nur jede Stunde fuhr...


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Ich kann mich wage erinnern, an

einen Tag in der Schule.

Es war kurz vor Weihnachten und es

sollte gewichtelt werden.

Niemand sollte wissen von wem

er das kleine Präsent,

das sich im großen Sack aus

Jute befand bekam,

doch jeder wusste bescheid...


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Das neue Gewand

Neulich, es ist gar nicht lange her, da bin ich in einen Laden gegangen. Einen mit enorm viel Auswahl an den verschiedensten Kleidungsstücken. Einen von den ganz großen, die es bei uns in der lokalen Einkaufsstraße gibt. Den Laden habe ich mir explizit ausgesucht, denn ich hoffte in den vielen Menschen unterzugehen. Dort war eigentlich immer viel los aber besonders um jene Jahreszeit. Ich wollte nicht auffallen, während ich nach neuen Klamotten stöberte und unbedingt einer Beratung durch das Verkaufsfachpersonal entgehen und witterte meine Chance im vorweihnachtlichen Trubel.


Aber im Grunde war es die Notwendigkeit, die mich nicht nur vor die Tür, sondern in genau diesen Laden zwang. Ich besitze zwei Jeanshosen, die ich täglich trage und die langsam aber sicher verschlissen sind. Immer im Wechsel. Eine dunkler, eine heller, ansonsten sind sie baugleich, um es mal im Jargon eines Arbeiters zu sagen. Die gleiche Marke, der gleiche Schnitt und auch der gleiche Preis. Beide wurden am selbigen Tag angeschafft und die vorherigen zwei, am gleichen Abend in die Tonne geschmissen. So bin ich jahrelang gut gefahren und genau so soll es bleiben. Auf gar keinen Fall anders...



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